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Zahnärztliches

Kiefergelenk

Ein großer Burger ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber es geht hier nicht um die wichtige Frage der Ernährung. Es geht in diesem Beitrag um die gute Funktion unseres Kausystems, denn die ist entscheidend für unsere Ernährung. Kauen ist (lebens-)wichtig!

Unser Kausystem

Dazu muss nicht nur das Kiefergelenk „funktionieren“ sondern auch die für dessen Bewegung notwendigen anderen Organe wie Bänder und Muskeln. Wir sprechen also nicht nur über Kiefergelenksbeschwerden sondern über Beschwerden von Muskeln und Gelenken, einer Myoarthropathie. Medizinisch bezeichnen wir die Fehlfunktion des Kausystems als caranio-mandibuläre Dysfunktion, kurz CMD.

Während alle anderen Gelenke im Körper immer zwei unterschiedliche Knochen miteinander verbinden, stellen die Kiefergelenke eine Besonderheit dar. Sie liegen zwischen ein und denselben Knochen (Schädel und Unterkiefer), eben nur auf zwei Seiten. Diese Besonderheit führt dazu, dass sich Erkrankungen des Schädels oder des Unterkiefers gerne auf beide Gelenke auswirken. Neben den Gelenken selber sind aber auch häufig die Kaumuskeln sowie das Bindegewebe und die Bänder betroffen. Kiefergelenke, Kaumuskeln und Bandapparat setzen sich zum Kausystem zusammen.

Weitere Informationen

Myoarthropathie, CMD und Kiefergelenksbeschwerden

Ursachen für eine CMD
Zu Erkrankungen die eine Myoarthropathie verursachen zählen Wachstumsanomalien, Frakturen, Zahnfehlstellungen, entzündliche Zustände der Kiefer und Knochentumoren. Auch fehlende Zähne oder schlecht sitzende und insuffiziente Prothesen können solche Beschwerden auslösen. Daneben sind aber auch Erkrankungen, die das Stützsystem betreffen, also insbesondere die Beine und die Wirbelsäule, gerne ein Auslöser für unerklärbare Beschwerden oder Schmerzen im Kausystem. Unser Kausystem kann lange Zeit viele Erkrankungen oder fehlerhafte Zustände kompensieren. Dies kann man gut mit dem Beispiel einer Regentonne vergleichen: Stetig sammelt sich Wasser, irgendwann aber, auch wenn mal Wasser verdunstet, ist die Tonne voll und läuft über. Das ist der Zeitpunkt, an erstmals die Problematik der vollen Tonne erkannt wird. Ähnlich eben beim Kausystem. Irgendwann treten Beschwerden auf, obwohl schon lange pathologische Zustände bestehen.

Symptome einer CMD
Die Beschwerden bei Kiefergelenkserkrankungen können vollkommen unterschiedlicher Natur sein. So klagen einige Patienten über Schmerzen im Gelenksbereich, andere lediglich über ein Druckgefühl, Ohrensausen, Tinnitus oder einfach belegte Ohren. Häufig sind die Kaumuskeln schmerzhaft, manchmal kann man auch Verhärtungen, sogenannte Myegelosen, spüren. In anderen Fällen kommt es zur Vermehrung des Muskelgewebes (sogenannte Hypertrophie). Ist es zur Schädigung der Gelenkszwischenscheibe, dem Diskus artikularis, gekommen, kann es zur Einschränkung der Mundöffnung oder des Mundschlusses kommen. Sehr häufig können auch schmerzhafte Befunde im Bereich der Halswirbelsäule gefunden werden.

Untersuchung
Wichtig ist die genaue klinische Untersuchung. Der zahnärztliche Befund ist sehr wichtig. Dazu sollten Sie unbedingt Ihre Prothesen und auch schon vorhandene Schienen mitbringen. Hier finden sich sehr häufig kleinere Fehler, die in Summe oben beschriebene Beschwerden bereiten können. Daneben sollte auch die Halswirbelsäule untersucht werden. Wichtig ist auch das zahnärztliche Orthopantomogramm, ein Röntgenübersichtsaufnahme. Auch dreidimensionale Röntgenbilder können zur Differenzierung unterschiedlicher Befunde weiterhelfen. Dazu zählen die Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) oder digitale Volumentomographie (DVT), insbesondere der Gelenks- und Halswirbelsäulenbereiche.

Therapie
Die Therapie liegt in der Behebung der Ursache. Einfacher als gesagt, insbesondere dann, wenn die Ursache über Jahre eine Fehlhaltung, Fehlbelastung oder auch chronische Schäden bewirkt hat. Es gilt dann den Teufelskreislauf (Circulus vitiosus) aus Schmerzen – Fehlhaltung – Fehlbelastung – Schmerzen zu unterbrechen. In der akuten Phase kann dies zumeist nur mit Hilfe von Schmerzmedikamenten und Physiotherapie geschafft werden. Gleichzeitig aber sollte an der Ursache, also z.B. einer Fehlhaltung bedingt durch ein zu kurzes Bein, gearbeitet werden, das heißt, es sollte orthopädisch eine Einlage eingegliedert und osteopathisch die Wirbelsäule begradigt werden. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass das zahnärztliche System ohne Fehler ist: fehlende Zähne sollten ersetzt sein, die Abstützung muss beidseits auch in den hinteren Bereichen stabil und funktionsgerecht sein.

Schienenbehandlung
Die Schienenbehandlung ist eine zahnärztliche Behandlung bei der zwischen die stabile Zahnreihen eine zusätzliche Kunststoffschiene eingegliedert wird. Diese soll zeitweise ganztags, zeitweise nur nachts getragen werden. Dieses muss mit dem Patienten individuell besprochen werden. Da etwas zwischen die Zahnreihen kommt, kann man/frau sich leicht vorstellen, dass diese Art der Therapie auch Schaden anrichten kann. In jedem Fall sollte auch die gut eingegliederte Schiene, die zur Besserung der Beschwerden beitragen konnte in regelmäßigen Abständen kontrolliert und angepaßt werden.

Operative Kiefergelenkstherapie
Diese werden heute sehr zurückhaltend beurteilt, da sie häufig zu einer weiteren Zerstörung des Gelenks und damit zur weiteren Fehlhaltung und –belastung führen. Bei komplexen und schmerzhaften Verläufen ist aber die Kiefergelenksspülung (Arthrozentese) oder die minimalinvasive Gelenksglättung durch Kiefergelenksendoskopie (Arthroskopie) sinnvoll.

Zusammenarbeit
Das Kausystem ist, wie oben dargestellt, ein komplexes System, das sich aus unterschiedlichen Organen zusammensetzt. Die Zahnheilkunde ist dabei nur ein Fachgebiet, das zur Diagnosefindung wichtig ist. Auch die Kollegen der HNO, der Neurologie, der Orhtopädie und der Osteopathie sind in der Diagnose und Therapie der Myoarthropathie einzubeziehen. Je nach erster Anlaufstelle eines Patienten kann es manchmal auch heute noch zu einer kleineren Odyssee bis zur richtigen Diagnosestellung kommen.

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